Gedichte
Frankfurt-Gedicht von Friedrich Stoltze
Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Un wär´sch e Engel un Sonnekalb,
e Fremder is immer von außerhalb!
Der beste Mensch is e Ärjerniß,
wann er net aach von Frankfort is.
Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
daß se net aach von Frankfort sin.
Die Bockemer hawe weiter geblickt,
die hawe mit uns zusammegerickt;
die Bernemer awer warn aach net dumm,
die gawe sogar e Milljon dadrum!
E Mädche von hie, deß en Fremde nimmt,
deß hat en for was Höher´sch bestimmt;
es mecht en von Hie, un er waaß net wie,
e Eigeplackter is immer von hie.
E Mädche von drauß, wann noch so fei,
dut immer doch net von Frankfort sei!
Doch nimmt se en hiesige Berjerschsoh,
so hat se aach noch die Ehr derrvo.
Des Berjerrecht in den letzte Jahrn
is freilich ebbes billiger warn;
der Wohlstadt awwer erhält sich doch,
dann alles anner is deuer noch.
So steuern merr frehlich uff´s Tornerfest!
Bald komme se aa von Ost und West,
von Nord un Sid un iwwer die Meern:
Gut Heil! als ob se von Frankfort wärn.
Un wann se bei uns sich amesiern,
dann werrd se der Abschied doppelt rihrn
un gewe merr recht un stimme mit ei:
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Un wär´sch e Engel un Sonnekalb,
e Fremder is immer von außerhalb!
Der beste Mensch is e Ärjerniß,
wann er net aach von Frankfort is.
Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
daß se net aach von Frankfort sin.
Die Bockemer hawe weiter geblickt,
die hawe mit uns zusammegerickt;
die Bernemer awer warn aach net dumm,
die gawe sogar e Milljon dadrum!
E Mädche von hie, deß en Fremde nimmt,
deß hat en for was Höher´sch bestimmt;
es mecht en von Hie, un er waaß net wie,
e Eigeplackter is immer von hie.
E Mädche von drauß, wann noch so fei,
dut immer doch net von Frankfort sei!
Doch nimmt se en hiesige Berjerschsoh,
so hat se aach noch die Ehr derrvo.
Des Berjerrecht in den letzte Jahrn
is freilich ebbes billiger warn;
der Wohlstadt awwer erhält sich doch,
dann alles anner is deuer noch.
So steuern merr frehlich uff´s Tornerfest!
Bald komme se aa von Ost und West,
von Nord un Sid un iwwer die Meern:
Gut Heil! als ob se von Frankfort wärn.
Un wann se bei uns sich amesiern,
dann werrd se der Abschied doppelt rihrn
un gewe merr recht un stimme mit ei:
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Friedrich Stoltze (1816 - 1891)
Gedichte
Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.
Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Gedichte
Der alte Adel
Jüngst sprach zu mir ein faules Holz:
»Ich bin des Pfirsichstammes Sohn,
der viel der edlen Früchte trug
vor mehr als tausend Jahren schon.«
Ich warf es lachend ins Kamin.
Was tu ich mit dem leeren Wicht,
Der prahlerisch zu seinem Ruhm
von alter Ahnen Taten spricht?
Jüngst sprach zu mir ein faules Holz:
»Ich bin des Pfirsichstammes Sohn,
der viel der edlen Früchte trug
vor mehr als tausend Jahren schon.«
Ich warf es lachend ins Kamin.
Was tu ich mit dem leeren Wicht,
Der prahlerisch zu seinem Ruhm
von alter Ahnen Taten spricht?
Wilhelm Müller (1794 - 1827)